Abgeschweift

2020 – Ein Jahr zum Vergessen?

Immer positiv bleiben – nie war diese so löbliche Grundeinstellung schwieriger einzuhalten als in 2020. Corona hat so vieles in unserem Leben durcheinandergewirbelt. Vieles, das deutlich wichtiger ist als ein entspannter Kinoabend.

Deswegen werde ich mich hier jetzt auch nicht groß darüber beschweren, dass ich nur relativ wenige Filme im Kino sehen konnte. Muss man eben auf den neuesten Bond-Streifen ein klein wenig länger warten. Da haben andere Menschen nun wirklich gerade gravierendere Probleme. Aber da dies hier ja eine Film- und Serienseite ist, werde ich dann doch versuchen zumindest einen abgespeckten Jahresrückblick über meinen Medienkonsum zu verfassen. Der angesichts der Umstände dieses Jahr natürlich anders ausfiel als geplant – und deswegen auch einer anderer Art des Rückblicks bedarf.

Ich habe dieses Jahr nämlich viel zu wenig Filme gesehen, um eine vernünftige Top-Ten-Liste hinzubekommen. Deswegen habe ich mich entschlossen, dieses Jahr einfach einmal alle Filme und Serien aufzulisten, die ich angeschaut habe. In aufsteigender Reihenfolge was die Qualität angeht, womit zumindest ein bisschen Top-Ten-Charakter erhalten bleibt. Dazu gibt es ganz kurze Anmerkungen und, wo vorhanden, den Link zu meiner Kritik auf filmszene.de. Womit wir dann auch noch zu einem schönen Aspekt des Jahres kommen.

Jahrelang hatte ich ja aufgrund meines beschaulichen Heimatortes das Problem keine Presse-Screenings von Kinofilmen wahrnehmen zu können. Die gibt es nur in den großen Städten. Mit dem Relaunch der filmszene-Seite legen wir nun aber mehr Wert auf Streaming-Releases und seit einem Monat bin ich nun glücklicher Besitzer von Presse-Zugängen zu Apple TV, Disney+, Netflix und Amazon. Und weiß auf einmal gar nicht wo ich mit den Rezensionen denn anfangen soll. Eines ist klar, mein Filmkonsum wird dieses Jahr deutlich gesteigert werden.

Das Gute: Eine Top-Ten-Liste sollte am Ende dieses Jahres kein Problem sein. Das Schlechte, zumindest für Leser dieses Blogs: Mehr Filmrezensionen bedeuten aber, dass ich etwas weniger Zeit für meine Charaktereinführungen haben werde. Und deswegen meine Frequenz bei diesen Beiträgen auf einen pro Monat reduzieren werde. Muss ja irgendwie nebenher noch ein Leben führen. Heißt aber nicht, dass ich nicht weiterhin mit Leidenschaft hier am Werk wäre. Ich freue mich schon auf die Einführung eines legendären Indianerhäuptlings, eines geldgeilen Börsenspekulanten und eines schießwütigen US-Agenten. Es wird also immer noch genug los sein auf der Seite. Oder, um es mit den Worten einer anderen ebenfalls bald hier auftauchenden Figur auszudrücken: Ein bisserl was geht immer;-).

Hier nun also mein kleiner Jahresrückblick

Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga
Ein Film aus der Rubrik „Ich wollte halt mal wieder eine Rezension schreiben“. Will Ferall kFilm aus Rubrik will mal wieder Rezi schreiben aber kommt nix. Will Ferell kann lustig sein, ist es aber oft leider nicht. Wie in diesem Fall, wo wenige gelungene Gags es nicht wert sind Standard-Kalauer und billige Island-Klischees auszuhalten.

Meine Filmszene-Rezension

Enola Holmes
Als alter Sherlock Holmes Fan fand ich Henry Cavill hier gar nicht mal so schlecht in seiner überraschend emotionalen Auslegung des legendären Meisterdetektivs. Leider dreht sich der Film aber hauptsächlich um seine deutlich weniger sympathische Schwester und ist einfach auch nicht clever genug, um dem Namen Holmes die Ehre zu erweisen.

Meine Filmszene-Rezension

Snowpiercer
Eine tolle Grundidee ist halt nur die halbe Miete. Zwar habe ich nur die ersten beiden Folgen der Serie angeschaut, aber das reichte um zu erkennen, dass die Macher sich hier gegen eine intelligente Auseinandersetzung mit diesem durchaus faszinierenden Stoff entschieden haben. Diese Zugfahrt war am Ende einfach zu banal für mich.

Meine Filmszene-Rezension

I’m thinking of ending things
Charlie Kaufman hat großartige Filme gemacht. Kann aber gleichzeitig auch so verkopft sein, dass es keine Freude mehr macht zuzuschauen. Sein neuster Film ist zu wirr und wirft dem Zuschauer nie einen zumindest halbwegs tauglichen roten Faden hin. Und ohne Halt bringt auch eine tolle Hauptdarstellerin und wundervolle Ideen nichts: man findet als Zuschauer einfach nicht den nötigen Halt um die Stärken des Films richtig genießen zu können.

Meine Filmszene-Rezension

Tyler Rake: Extraction
Keine Frage, in Sachen Actionsequenzen hilft es, wenn der Regisseur ein ehemaliger Stunt-Koordinator ist. Aber so schön gerade auch die One-Shot-Sequenz ist, inhaltlich braucht es dann aber für mich halt doch mehr als eine generische Story mit blassem Bösewicht.

Meine Filmszene-Rezension

Barbaren
Einige Kritiker haben auf die Serie eingeschlagen. In manchen Punkten (zu theatralische Darstellungen, einfallslose Plots) macht es die Serie da einem auch leicht. Gleichzeitig spürt man trotzdem das Herzblut der Macher und kann, auch wenn auf eher durchschnittlichem Niveau, seinen Spaß mit den schönen Sets und Cliffhangern haben.

Meine Filmszene-Rezension

Project Power
Wieder ein Film mit einer richtig einfallsreichen Action-Sequenz. Überhaupt ist die Inszenierung hier die größte Stärke. Aber auch hier sind es wieder die blassen Bösewichte und ein fehlender Mut zu inhaltlichen Überraschungen, die einer höheren Wertung einen Strich durch die Rechnung machen.

Meine Filmszene-Rezension

Du hast das Leben vor dir
Die große Sophia Loren betritt wieder die Filmbühne. Und geht auf Nummer Sicher mit einem Film, der inhaltlich genau das auffährt was das Arthouse-Publikum lieben dürfte. Doch diese Rechnung ist zu offensichtlich und die mangelnde Tiefe lassen die Rückkehr der Kinoikone dann deutlich unspektakulärer ausfallen als erhofft.

Meine Filmszene-Rezension

Midnight Sky
George Clooney und ein dystopisches Science-Fiction-Szenario – das scheint wie für mich gemacht. Doch seine depressive Filmfigur macht es schwierig diesen Film zu lieben. Trotz toller Grundthematik und ein paar netten Ideen. Das nächste Mal bisschen mehr Emotionen bitte…

Meine Filmszene-Rezension

The Mandalorian
So langsam kommen wir zu den Sachen, die man empfehlen darf. Wobei ich im Falle des Mandalorian nur die erste Folge gesehen habe. Die zwar nicht berauschend war, aber deutlich besser als die letzten sechs Star Wars Filme zusammen. Man merkt der Serie an, dass deutlich weniger Last auf ihr liegt als in den letzten Kinofilmen. Das ist die richtige Richtung, liebes Disney.

Meine Filmszene-Rezension

Tenet
Nolan ist Spektakel. Und optisch ist auch Tenet wieder ein Genuss. Aber inhaltlich war mir der Film zu verworren und seine Figuren zu unterentwickelt. Was ja bei Nolan gerade in Sachen Emotionalität immer der Fall ist, schließlich geht es ihm mehr um die intellektuelle Darbietung der Geschichte. Tenet ist aber einfach zu verkopft um wirklich begeistern zu können und so bleibt es bei einem ordentlichen aber eben nicht überzeugenden Kinospektakel. Das geht besser lieber Christopher.

The Old Guard
Charlize Theron kann einfach Action. Trotzdem war der Film für mich eine positive Überraschung. Denn hier wird auch noch eine durchaus clevere Geschichte aufgebaut. Bei all dem Lob sei aber auch hier darauf hingewiesen: Bitte für den zweiten Teil einen überzeugenderen Bösewicht finden.

Meine Filmszene-Rezension

Damengambit
Diese Serie ist ein optischer Traum. Und inhaltlich, als ehemaliger Schachspieler, in vielen Belangen ebenso. Eine grandiose Darstellerin rundet das ganze noch ab und macht Damengambit zu meiner Serienempfehlung des Jahres.

Meine Filmszene-Rezension

Soul
Dem Doctor vertraue ich. Auch wenn „Soul“ nicht so überragend ist wie das ebenfalls von Pete Doctor inszenierte Meisterwerk „Alles steht Kopf“ , dieser Film macht einfach Spaß und regt zum Nachdenken an. Für Kinder ist der Film aber nur bedingt geeignet, Erwachsene haben dagegen einiges zum Entdecken und Genießen. Ein klein wenig mehr Zeit und gerade etwas weniger Tempo im Anfangsteil hätten dem Film aber gut getan.

Tiger King: Grosskatzen und ihre Raubtiere
Es ist schwierig diese Doku-Serie in Worte zu fassen. Purer Wahnsinn trifft es wohl am Besten. Irre Protagonisten und wahnsinnige Storyentwicklungen sorgen für pures Vergnügen, Irrglauben, Abscheu, Fremdschämen und noch zwanzig weitere Gefühlsausbrüche beim Publikum. Es gab kaum eine besser Ablenkung während der Corona-Zeit als dieses durchgeknallte Stück “Entertainment“.

Meine Filmszene-Rezension

The Trial of the Chicago 7
Tolle Darsteller und tolle Dialoge – ach, ich liebe meine Sorkin. Endlich mal wieder ein richtig schönes Gerichtsdrama, geschickt aufgelockert mit der nötigen Prise Humor. Und alleine der Kurzauftritt von einem glänzend aufgelegten Michael Keaton ist das Einschalten schon wert.

Meine Filmszene-Rezension

Der schwarze Diamant
Dieser Film kam wirklich aus dem Nichts. Wer rechnet denn auch schon damit, wenn der Name Adam Sandler auf dem Bildschirm erscheint. Besonders faszinierend ist dabei die Inszenierung, deren Hektik System hat und einen am Ende ans Geschehen fesselt. Da möchte man Sandler auch fast seinen ganzen schrecklichen Komödien verzeihen. Aber nur fast.

Meine Filmszene-Rezension

1917
Ein Gedicht von einem Film. Simple Grundidee, Fokus auf wenige Figuren, eine tolle One-Shot-Sequenz (ich liebe diese Dinger einfach), der Mut entgegen der Zuschauererwartung zu handeln und eine grandiose Kameraarbeit. Auch wenn eine Sequenz schon fast wieder zu surreal wirkt und eher an ein Theaterset erinnert. Trotzdem, kein Film hat mich dieses Jahr so gepackt wie Sam Mendes „1917“.

Zugegeben, die Liste ist schon sehr Mainstream. Und aufgrund der eigenen Corona-Erkrankung (gut überstanden) und eines aufwendigen Umzuges (hält immer noch auf Trab) habe ich so ein paar Pflichtfilme für Cineasten leider bisher verpasst (sorry Mr. Fincher). Aber das dürfte sich dieses Jahr mit ziemlicher Sicherheit ändern. Und spätestens im April, pünktlich zum Auftritt eines gewissen Agenten im Dienste seiner Majestät, hoffe ich dann endlich wieder im Kinosessel sitzen zu können. Also, auf geht’s in ein hoffentlich deutlich entspannteres 2021.

 

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