Abgeschweift

2023 – Top 10

Neues Jahr, altes Glück? Welches meine Favoriten des Filmjahres 2023 waren darüber berichte ich in meiner Top 10 für 2023.

Ja, es wird weniger. Doch der Grund warum diese Seite eher sporadisch geupdated wird ist nicht erloschene Filmliebe sondern drüben auf filmszene zu finden. Meine Oscar-Reihe (ich rezensiere dort alle jemals für den “Besten Film“ nominierten Oscar-Kandidaten) entpuppt sich als ziemlich aufwendig und so muss ich leider auf charaktersache ein paar quantitative Abstriche machen. Aber es wird trotzdem natürlich auch dieses Jahr neue Beiträge geben nur möchte ich im Vorfeld keine Versprechungen machen wann diese genau zu erwarten sind. Statt Termindruck ist dann doch lieber Qualitätssicherung angesagt und ich möchte wenn dann nur noch Charaktereinführungen besprechen, die auch wirklich etwas Interessantes zu bieten haben. Und eben nicht nur als reine Lückenfüller dienen.

Keine Lückenfüller sind auf jeden Fall die meisten meiner diesjährigen “Top 10“-Filme, wobei das jedes Mal eine knappe Sache ist auf zehn wirklich empfehlenswerte Filme zu kommen. Im Schnitt versuche ich zumindest einen Film pro Monat im Kino zu sehen. Auch wenn ich stets beabsichtige vor allem die interessantesten Werke dort mitzunehmen wird es bei dieser begrenzten Filmanzahl am Ende des Jahres trotzdem natürlich etwas dünn für eine Top 10. Anbei darum jetzt erst einmal meine Bestenliste 2023, mit dem Hinweis, dass ich manch potentielles Highlight des Jahres (z.B. Scorseses “Killers of the Flower Moon“) leider noch nicht gesehen habe. Ein paar ausführlichere Worte zu meinem Film- und Serienkonsum in diesem Jahr folgen dann wie immer im Anschluss.

 

10: Dungeons & Dragons

Nein, es war nicht gerade Kinoatmosphäre in welcher ich diesen Film gesehen habe. Sondern ein kleiner Screen auf dem Lufthansa-Flug von Deutschland in die USA. Und trotzdem waren das zwei sehr unterhaltsame Stunden mit dieser bunten Heldentruppe. Ich habe allerdings auch eine Schwäche für Filme, die sich nicht zu ernst nehmen. Und bei denen man trotz simpler Handlung spürt, dass sich ein Haufen cleverer und motivierter Leute da wirklich Gedanken gemacht hat. Wer einfach einen gelungenen Abenteuerfilm (davon gibt’s leider viel zu wenige) mit nettem Humor sehen möchte kann hiermit nichts falsch machen.

9: Im Westen nichts Neues

Wie ich in meiner filmszene-Rezension schreibe ist das ein dickes Brett, das sich die Macher da vorgenommen haben. Mit einigen eindrücklichen Sequenzen, einer tollen Ausstattung und einem starken Hauptdarsteller katapultiert sich der Film in meine Top 10, auch wenn er doch deutliche Schwächen aufweist. Gerade ein paar Storyentscheidungen, bei denen man sich oft unnötig von der berühmten Buchvorlage entfernt, sind leider etwas fragwürdig. Trotzdem reicht es noch für einen durchaus intensiven Filmabend.

Meine Filmszene-Rezension

8: Oppenheimer

In meinem kleinen Sommer-Blockbuster-Beitrag habe ich ja schon meinen Frust an manchen Elementen von “Oppenheimer“ ausgelassen. Der Schnitt und die Dialoge sind oft zu schnell, es gibt unnötige Zeitsprünge und das genauso unnötig in die Länge gezogene und kaum faszinierende Privatduell von Oppenheimer mit Lewis Strauss. Aber wenn der Film dann funktioniert (und das tut er glücklicherweise doch ein paar Mal) dann so richtig. Und überhaupt ist es ja einfach toll, dass wir einen Blockbuster über ein solches Thema serviert bekommen. Wenn Nolan nur nicht so oft Nolan sein würde…

 

7: Air: Der große Wurf

Ähnlich wie Dungeons & Dragons wieder so ein simpler Gute-Laune-Film. Eine klassische Underdog-Geschichte (etwas seltsam Nike so zu nennen) mit einem wunderbar aufgelegten Darsteller-Ensemble und sympathischem 80er-Jahre-Vibe. Für eine bessere Platzierung hätte man allerdings mit Nike noch etwas härter ins Gericht gehen sollen, aber dann noch die Leichtigkeit zu bewahren wäre sicher schwer gefallen.

Meine Filmszene-Rezension

6: Saltburn

Was für ein wilder und großartig inszenierter Ritt. Aber wie schon bei “Promising Young Woman“ kann Regisseurin Emerald Fennell das hohe Niveau nicht konsequent halten. Und liefert am Ende ein paar Ekligkeiten zuviel und eine etwas zu banale Auflösung ab – zumindest angesichts des starken Vorspiels. Trotzdem definitiv einer der interessantesten Filme des Jahres, auch wenn der Mix aus David Lynch und Lars von Trier manche verschrecken dürfte.

Meine Filmszene-Rezension

5: The Banshees of Inisherin

Mit “Saltburn“ und “The Banshees of Inisherin“ ist Schauspieler Barry Keoghan gleich zweimal in meiner Top 10 vertreten. Und beide seine Rollen sind, nun ja, eher etwas befremdliche Zeitgenossen. Hier stehen allerdings die wundervollen Colin Farrell und Brendan Gleeson im Mittelpunkt in einer ziemlich schwarzen (manchmal auch etwas zu schwarzen) Komödie. So eine ordentliche Männerfreundschaft ist ja immer schön anzuschauen und hier macht der Psychokrieg zwischen den beiden Herren schon richtig Spaß. Und die sehr spezielle und stets grummelige Inselmentalität erinnerte mich im positiven Sinne auch noch an “Father Ted“, eine meiner Lieblingsserien.

Meine Filmszene-Rezension

4: Barbie

Manchmal ist das Drumherum entscheidend. Ob ich “Barbie“ ebenso hoch bewerten würde wenn ich nicht in einem vollen Kino voller gut gelaunter Menschen gesessen hätte? Wie ich in meinem Blockbuster-Beitrag schon geschrieben habe, die gute Laune war einfach ansteckend, selbst wenn Teile der Handlung einfach “nur ok“ waren. Aber wiedermal nimmt man sich selbst nicht ernst und öffnet damit die Tür zu meinem Comedy-Herzen. Vor allem Ryan Gosling, der hoffentlich seine große Gesangsnummer live bei den Oscars performen darf. Das wäre großes Kino.

3: Die Fabelmans

Spielberg wird persönlich. Und schafft damit endlich mal wieder einen Film (und in der Hinsicht hatte er schon eine kleine Durststrecke) der mal wieder direkt ins Herz trifft. Warmherzig und einfühlsam durch die Bank weg ist das einfach eine wundervolle Reise in Spielbergs Jugend und eine Liebeserklärung an das Medium Film. Dabei findet er wie in alten Zeiten die perfekte Mischung aus Tragik und Humor und schafft so ein kuscheliges Kinoerlebnis.

Meine Filmszene-Rezension

2: Till – Kampf um die Wahrheit

Dieser Film ist harter Tobak. Aber richtig gut gemachter harter Tobak. Die brutale Ermordung eines 14-jährigen schwarzen Teenagers im rassistisch geprägten Mississippi der 1950er Jahre ist Auftakt für eine emotionale Achterbahnfahrt an der Seite dessen Mutter. Angeführt von einer fantastisch spielenden Danielle Deadwyler ist Till vor allem eine emotionale Auseinandersetzung mit dem Verbrechen (das auf einer wahren Begebenheit beruht). Gefühlvoll inszeniert entfaltet dieser Film eine unglaubliche emotionale Wucht, für die man aber definitiv in der richtigen Stimmung sein sollte – mal kurz nebenher schaut man diesen Film nicht.

Meine Filmszene-Rezension

1: Past Lives

Ich bin verliebt in diesen Film. Mit so viel Fingerspitzengefühl wird hier ein Liebesdreieck konstruiert, das eigentlich gar keins ist sondern mehr eine Auseinandersetzung mit dem was hätte sein können. Und das ohne Antagonisten und nicht nur nachvollzieh- sondern vor allem auch nachspürbar. Solche Filme kommen nur alle paar Jahre daher und erinnern einen daran, warum man sich einst in das Medium Film verliebt hat.

Meine Filmszene-Rezension

 

Und sonst noch?

Was hat das Filmjahr sonst noch gebracht? Einen Haufen alter Schwarz-Weiß Filme drüben auf filmszene, bei denen ich mir im letzten Jahr die ersten fünf Oscar-Verleihungen und die dortigen Nominierten für den “Besten Film“ angeschaut habe. Zu den bisherigen Highlights zählten hier “Mensch der Masse“, Marlene Dietrich in “Shanghai-Express“, “Bad Girl“ und “Im Westen nichts Neues“. Faszinierend ist für mich dabei gerade die technische Weiterentwicklung des Kinos in diesen Jahren – gerade was den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm angeht.

Und das restliche Filmjahr? Über die großen Blockbuster habe ich ja hier bereits geredet, in Sachen Oscar-Kandidaten haben mich dabei sowohl David Finchers “The Killer“ also auch Bradley Coopers “Maestro“ enttäuscht – beides technisch stark gemachte Filme, die aber vergessen eine interessante Geschichte zu erzählen und faszinierende Figuren zu generieren. Hoffentlich wird es mit den die nächsten Wochen folgenden Oscar-Kandidaten interessanter, angesichts dem was ich von “Poor Things“, “The Holdover“ und “Der Junge und der Reiher“ gehört habe bin ich aber ganz optimistisch.

In Sachen Serien war es bei mir auch eher ein maues Jahr, was aber mehr an mir als der Serienlandschaft lag. Aus Nostalgiegründen gönnte ich mir die dritte Staffel von “Picard“ und wurde zumindest was den Nostalgiefaktor anging nicht enttäuscht – für Fans der alten Serie ein feuchter Traum, auch wenn man es manchmal schon fast etwas übertreibt mit dem Fan-Service. A propos Nostalgie, mit Schwarzeneggers “Fubar“ hatte ich auch erstaunlich viel Spaß. Die restliche Serienzeit verbringe ich mit alten “Frasier“-Folgen. Und nächstes Jahr? Ob ich die Zeit für eine neue Serie finde bezweifle ich fast, der Komplettist in mir wird sich aber wohl die letzte Staffel “Stranger Things“ gönnen. Und vielleicht kommt ja in dem Jahr doch noch die zweite Staffel des brillanten “Severance“ – auch wenn die Querelen hinter den Kulissen mich dem etwas skeptisch entgegenblicken lassen.

Hier nun noch einmal im Überblick alle meine Filmszene-Kritiken des letzten Jahres (allerdings ohne die Oscar-Reihe, hierfür einfach auf filmszene.de unter der Rubrik “Ansehen/Wiedersehen“ die Kategorie “Matthias Oscar History“ anwählen).

Filme
The Banshees of Inisherin (8/10)
Babylon – Rausch der Ekstase (7/10)
Till – Kampf um die Wahrheit (9/10)
Tár (7/10)
Im Westen nichts Neues (7/10)
Die Fabelmans (9/10)
The Whale (5/10)
Air: Der große Wurf (7/10)
Living – Einmal wirklich leben (6/10)
Tyler Rake: Extraction 2 (5/10)
Paradise (6/10)
Heart of Stone (6/10)
Past Lives (/10)
Nyad (6/10)
Leave the World Behind (4/10)
Chicken Run: Operation Nugget (6/10)
Saltburn (7/10)

Serien
Picard – Staffel 3
Fubar – Staffel 1
All or Nothing: Die Nationalmannschaft in Katar

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